Klärwerk II Gut Marienhof

Im August 2018 erhielt Born – Ermel Ingenieure den Auftrag der Münchner Stadtentwässerung auf dem Klärwerk II – Gut Marienhof die Elektro- und Anlagentechnik für die Bereiche Schlammbehandlung und Sandfilteranlage zu erneuern.

Schlammbehandlung:

Der Bereich Schlammbehandlung besteht aus 6 Eindickern mit einem Volumen von je 2.300 m³, drei Faulbehältern (je 11.800 m³) sowie zwei Vorlagebehältern (V=2.950 m³), über welche der Schlamm über eine 12 km lange Faulschlammdruckleitung zum Klärwerk I – Gut Großlappen gefördert wird.

Alle Behälter sind über einen begehbaren, unterirdischen Installationskanal untereinander verbunden. Im Installationskanal, der allein für den Bereich der Schlammbehandlung eine Länge von insgesamt ca. 750 m aufweist, sind neben allen verbindenden Rohrleitungen und den Kabeln auch die Aggregate wie beispielsweise Pumpen, E-Schieber etc. untergebracht.

Weiterhin ist in der Schlammbehandlung ein unterirdischer Wärmetauscher-Keller mit 4 Wärmetauschern vorhanden. Rechts und links vom Wärmetauscher-Keller sind die 2 NS-Schalträume, der Mittelspannungsraum und die Transformatoren angeordnet.

Aufgabe für den Bereich der Schlammbehandlung ist es, alle Antriebe zu erneuern, sämtliche Schieber auszutauschen und die Rohrleitungsführung zu optimieren. Weiterhin sind die kompletten NS-Schaltanlagen sowie die Automatisierungstechnik zu erneuern.

Sandfilteranlage:

Die Sandfilteranlage besteht aus insgesamt 2 Sandfilterflügeln (rechts und links), die jeweils aus einem zentralen Rohwasser-Verteilergerinne und 2 x 6 Filterzellen also insgesamt 24 Filterzellen bestehen. Jede Filterzelle hat eine Fläche von mehr als 80 m². Die Gesamtfilterfläche beträgt somit 1.945 m². Mit einer Höhe der Filterschichten von 1,4 m steht ein Gesamtfiltervolumen von 2.724 m³ zur Verfügung. Der Mischwasserzulauf beträgt
21.600 m³/h.

Die Hauptfunktion des Sandfilters ist die Rückhaltung von Schwebstoffen, insbesondere von Belebtschlammflocken. Zusätzlich wird die Sandfilteranlage zur nachgeschalteten Stickstoffelemination genutzt. Der für die Denitrifikation erforderliche leichtabbaubare Kohlenstoff wird in Form von Methanol dem Prozess zugegeben. Die Pumpentechnik und die Verrohrung ist im Verbindungsbauwerk untergebracht, welches sich unterirdisch zwischen den Sandfiltern befindet. Aufgabe für den Bereich der Sandfilteranlage ist es, sämtliche Schieber auszutauschen und die Rohrleitungsführung zu optimieren.

Insgesamt handelt es sich um ca. 90 Antriebe und 150 Schieber und Absperrarmaturen. Weiterhin galt es in Summe
1.400 m Rohrleitungen zurück zu bauen bzw. zu erneuern.

Der Auftrag beinhaltet als besondere Leistung die Erfassung der Bestandsanlage. Hierfür sollten die Gebäude und auch die R&I-Fließbilder erstellt werden. Die Erfassung der Gebäude mit den Rohrleitungen, Kabeltrassen, Antrieben, etc. wurde im Rahmen eines 3D-Scans durchgeführt. Die in hunderten von Scans erfassten Daten wurden in AutoCad MEP überführt und durch unsere Zeichenabteilung aufbereitet und bearbeitet.

Die R&I-Fließbilder wurden im Rahmen einer Vor-Ort-Aufnahme neu erstellt.

Im Bereich der Elektrotechnik wurden aus den vorhandenen Unterlagen neue Übersichtschaltpläne, Aufstellungspläne und Konfiguratoren erstellt.
Im Rahmen der Ausführungsplanung und Erstellung der Leistungsverzeichnisse wurde deutlich, dass das auf dem Klärwerk bestehende Anlagenkennzeichnungssystem erweitert bzw. aktualisiert werden muss. In diesem Zuge entwickelte Born - Ermel Ingenieure in Zusammenarbeit mit der MSE das Kodiersystem RDS-WP. Dieses basiert auf dem in der Kraftwerksbranche bekannten RDS-PP-Kodiersystem.

Insgesamt wurden bis Ende März 2020 acht Leistungsverzeichnisse für die Zentrale Baustelleneinrichtung, die Anlagentechnik und die E-, MSR- und Leittechnik erstellt.
Im September 2021 beginnen die Bauarbeiten, welche dann Ende 2024 abgeschlossen werden sollen.


Foto: © Bavaria Luftbild Verlags GmbH